Antwort auf: The Walking Dead 8×16 das Ende vom "Krieg"??;)



#509828
Joohn
Mitglied

Ich schreibe hier zur achten Staffel insgesamt, stellvertretend, was ich gut und was ich schlecht fand, bzw. was mich gestört hat:

1) Gestört hat mich v.a. die Glorifizierung von Carls Erbe bei fast jeder Gelegenheit, also z.B. dass Michonne ständig mit Seher-Miene und großem Tamtam erkannt haben will, was Carl mit dieser oder jener letzten Aussage im Sterben wohl gemeint haben könnte („Ja, Ja, JETZT weiß ich, WAS Carl gemeint hat, RICK, denk doch nur, ich weiß es endlich …!!!“). So als ob Carl im Sterben irgendwelche Zauberkräfte zugeflossen wären; Zauberkräfte, die letzten Rätsel des Lebens zu lösen und den allerletzten Fragen des Seins auf den Grund zu gehen. Nein, ich finde es falsch, wenn Erwachsene alles in Frage stellen, weil ein Jugendlicher im Todeskampf halluziniert. Das betrifft aber nicht nur Michonne sondern auch Rick, der im ersten Moment ja noch den gesunden Reflex hatte, den Brief seines Sohnes an seinen Erzfeind ungelesen zu vernichten.

2) Gut gefallen hat mir im Prinzip der Machtkampf bei den Saviours zwischen Simon und Negan, also die typische Situation, wenn die Nummer 2 sich zum Chef machen will – ein sehr glaubwürdiges Szenario. Und auch das Massaker auf dem Schrottplatz, was erst nach und nach ans Licht kommt und erst mit Zeitverzögerung zu Negan durchdringt, war für mich jedenfalls ein Handlungsstrang, der konsequent durchgehalten wurde und „in sich“ schlüssig schien.

3) Fazit: Ich glaube, TWD könnte viel besser sein, wenn die Macher nur wollten, aber dafür müssten sie mehr Geld ausgeben, wozu sie nicht bereit sind. Denn in der achten Staffel wurden die bekanntesten Hauptdarsteller fast nicht eingesetzt, weil sie inzwischen SO TEUER sind (Stichwort: Drehtage), dass die Macher am liebsten auf sie verzichten. Die besten Szenen sind m.E. immer noch die dichten, intensiven Szenen, die echte Schauspieler verlangen, plus gute Vor- und Nachbereitung! Ich denke dabei konkret an schauspielerisch anspruchsvolle Szenen z.B. mit Lauren Cohan (Maggie Rhee), Norman Reedus (Daryl), Andrew Lincoln (Rick) oder Melissa McBride (Carol) – aber das sind Szenen, die sehr viel Geld und Mühe kosten. Mühe, die die Macher heute gerne vermeiden.

So jedenfalls meine Vermutung: Wegen der hohen Gagen kommen die Hauptdarsteller nur noch so selten vor; sie werden überhaupt nicht mehr richtig gefordert; sie huschen nur noch durchs Bild, gucken besorgt in die Kamera, aber alles in allem kann man die komplette achte Staffel in wenigen Stunden abdrehen und lieblos zusammenklatschen – alles schön BILLIG! Beispiel: Carol und Morgan: Die beiden haben in der ganzen Staffel niemals ihr Outfit gewechselt. Immer nur schwarz-graue Shirts und Brust- und Beinplatten! Nein, ich denke, die Macher haben alle Szenen von den beiden in wenigen Stunden gedreht, irgendwo im nächstbesten Waldstück.

PS. Ich werde mir auch die kommende Staffel 2019 ansehen, aber wohl nur mit deutlichem zeitlichem Abstand, damit ich die ganze Staffel am Stück sehen kann. Ich hoffe, die Hauptdarsteller bekommen wieder ein besseres Drehbuch, eine plausibelere Handlung und angemessene Bezahlung

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