1×04 – Blutrache | Cura Te Ipsum



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    garakvsneelix
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    So, die 4. Folge ist dann auch wieder eine schöne COTW-Folge, wie sie für mich einfach an den Beginn einer gelungenen Serie gehören. Dass der eine oder andere deswegen aussteigt, weil sich nach 4 Folgen noch kein spannender roter Faden entfalten konnte… na ja, sei jedem Zuschauer selbst überlassen. Ich persönlich habe aber noch nie eine Serie gesehen, die das hinbekommen hat. Tatsächlich finde ich es bei den meisten Serials sogar lächerlich, wenn sie mir in Folge 4 oder 5 schon irgendetwas als eine bedeutende Wendung verkaufen wollen, obwohl ich noch gar keine Gelegenheit hatte, mich an den Status Quo, der durch ebenjene Wendung durchgerüttelt wird, auch gut zu verinnerlichen.

    Wahrscheinlich habe ich das schon in einem früheren Review ähnlich geschrieben und werde es auch immer wieder schreiben, aber: Nach „Babylon 5“ (wo das Einzelfolgen-Prinzip als narratives Mittel sogar sehr deutlich immer den „Normalzustand“ abbildete) und „Deep Space Nine“ (dem perfekten Übergang von SF-Serien, die nach dem klassischen Einzelfolgenschema funktionierten hin zu SF-Serien mit einer stärkeren Serialisierung) hat „Person of Interest“ eben am ehesten den Dreh dabei raus, wie ich mir den gelungenen Beginn einer Serie vorstelle, die ich, wenn sie sich entsprechend weiterentwickelt, gerne auch häufiger schauen kann. (Bisher hat noch kein reines Serial mich zu einem zweiten Run „überreden“ können.)

    Allerdings kommt der Serie auch an diesem frühen Zeitpunkt schon zugute, dass ich die generelle Machart gerne mag: Es dürfte etwa um diese Folge herum gewesen sein, dass ich mir mal mehr Gedanken um diese Kästchen in den Videokamera-Übergängen gemacht habe. Auch die Dialoge wirken, ohne, dass ich benennen könnte, woran es genau liegt, auf mich irgendwie „treffsicherer“ als der Durchschnitt. Und über Jim Caviezel sowie – vor allem – Michael Emerson kann man, das bemerke ich jetzt gerade, wo ich es auch mal im O-Ton schaue ganz besonders, sowieso von Beginn an kaum meckern.

    Der COTW stellt dieses Mal eine Ärztin ins Zentrum, die den Vergewaltiger ihrer Schwester ermorden möchte. So, wie die Serie als Ganzes also das Thema „Überwachung“ kurz vor Snowden schon in den Mittelpunkt stellte, betrifft diese Folge also im Kleinen dann ein Thema, das in den letzten Monaten verstärkt aufkam. Das ist auf jeden Fall ein gutes Thema, um auch abseits eines roten Fadens ein wenig Bedeutung in die Folge reinzubekommen und es wird auf jeden Fall schon ambivalenter gezeigt als die Diskussion aktuell verläuft.

    Schade fand ich, dass man aber eine Debatte um die IMO interessanteste Frage einfach ausgelassen hat: Sollen John und Harold auch einen Vergewaltiger schützen, wenn dieser das Opfer sein wird? So gut es auch war, John dann die Ärztin davor schützen zu wollen, einen Mord zu begehen, so sehr kam mir dieser an sich gute Punkt leider etwas zu schnell: Zwischen diesem Aspekt und der Aufdeckung des Hintergrunds des Vergewaltigers durch Finch hätte man immerhin ein kleines Gespräch zu diesem Thema einbauen können – immerhin wäre das auch mal ein spannender Aspekt dieses Vigilantismus, den Reese und Finch da verfolgen.

    Vor diesem Hintergrund habe ich auch bei dem offenen Ende (das ich übrigens nie als Cliffhanger verstanden habe – da muss man schon sehr vom Serialisierungsgedanken eingenommen sein, glaube ich) irgendwie gemischte Gefühle. Man entzieht sich da halt irgendwie einem Statement. Dafür ist diese Szene von Jim Caviezel mit all seiner „Jesus-Power“ sehr bedeutungsschwanger gehalten, was definitiv gut passt. Und ein wenig hat es ja auch was von Brecht: „Der Vorhang zu, und alle Fragen offen“. Bei dem wird das ja auch immer gefeiert.

    Ansonsten haben wir da noch Fusco, der sich in die Riege der „sympathischen Verbrecher“ einreiht (nach Folge 2) und bei dem man nun beispielsweise den Sohn kennenlernt und zwar etwas plakativ, dafür aber eindringlich checkt, dass er z. B. dann im Folgenverlauf Reese nur für seinen Sohn verrät und eigentlich eine arme Sau ist. Erstmal hat mich die Handlung rund um Fusco gestört, aber dass dann die beiden Handlungen zusammengekommen sind und sich diese „Fälle“ dann gegenseitig behinderten, war gar nicht so doof überlegt.

    Es ist schlichtweg schön, wie dieses für PoI prägende Stilmittel – immerhin werden dann später auch mal Haupthandlungen mit dem COTW verbunden oder auch mehrere Haupthandlungen in eine Folge oder eine Situation gepackt – hier erst einmal in einem kleineren Rahmen eingeführt wird. Genau dieses „Nicht von Anfang an auf die Kacke hauen, aber immerhin schon einmal leicht so dampfen lassen, wie es dann später sein wird“ macht PoI zu Beginn sehr, sehr gut.

    Die coolste Actionszene gehörte dann auch ebenjenem Fusco-Strang. Und entgegen meiner Erinnerung war Fusco gar nicht von Anfang an zufällig Carters Partner, stattdessen wurde er jetzt von John da „reinmanövriert“. Das passt tatsächlich besser. Hier hat der Rerun also schon einmal ergeben, dass PoI an dieser Stelle besser ist als in meiner Erinnerung…

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