Wohnen im Fußballstadium



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    Neue, spektakuläre Sportstadien wie die Allianz Arena in München und das Wembley-Stadium boomen. Doch was passiert mit den alten Arenen?

    Im Londoner Stadtviertel Highbury, der Heimat des Fußball-Erstligisten Arsenal, hat man einen innovativen Plan: Das alte Stadion, ein Wahrzeichen mitten in der Stadt, soll in eine Wohnanlage umgebaut werden.

    Die luxuriösen Unterkünfte sind heiß begehrt. 80 Prozent der angebotenen Wohnungen sind schon weg. Dabei hat der Bau noch nicht einmal begonnen: Im Arsenal Stadium finden noch monatelang Spiele statt.

    Arsenal spricht dennoch schon von „einem der prestigeträchtigsten und einzigartigsten Immobilienprojekte dieses Landes“.

    Ehrgeizig ist es allemal: Das Spielfeld soll in eine riesige Parkanlage umgewandelt werden, während aus Tribünen und Innenräumen Wohnungen werden.

    Ein Fitnesscenter, ein unterirdischer Swimmingpool, eine Parkgarage und ein Rund-um-die-Uhr-Hausbesorger-Service gehören ebenfalls zum Angebot. Nach dem Umbau wird die Anlage in The Stadium – Highbury Square umbenannt.

    711 Objekte werden insgesamt angeboten, Apartments in allen Größenordnungen von der Garconniere über Wohnungen mit einem bis drei Räumen bis zu Penthäusern. Kostenpunkt: von 295.000 bis 1,5 Millionen Pfund (ca. 425.000 bis 2,2 Mio. Euro).

    Das sei noch immer ein Schnäppchen, argumentiert Noel De Keyzer vom Immobilienunternehmen Savills: „Der Vorteil ist, dass man zu heutigen Preisen kauft. Wir erwarten 20 bis 25 Prozent Steigerung.“ Und das noch vor der tatsächlichen Fertigstellung, die für 2010 geplant ist.

    „Jeder echte Arsenal-Anhänger würde so eine Wohnung gern besitzen“, meint der Fußballfan Steve Kyprianou. Er hat investiert, obwohl noch kein einziger Ziegelstein des „Wohn-Stadions“ errichtet worden ist. „Das stört mich überhaupt nicht. Ich habe das Modell gesehen – das reicht mir.“

    Die Londoner „Times“ warnte voreilige Arsenal-Fans allerdings bereits, dass abseits aller Fußball-Nostalgie die Preise in der angebotenen Lage weit über dem Durchschnitt seien.

    „Ich glaube, ein großer Teil der Investitionen hier wird durch Gefühle bestimmt“, zitiert die Zeitung einen Marktanalysten. „Und das Problem mit Gefühlen ist: Nach ein paar Jahren werden sie in den Abfluss gespült.“

    Die Art-deco-Fassade der 1932 errichteten Osttribüne steht unter Denkmalschutz des britischen Kulturministeriums; die Westtribüne wurde von den örtlichen Londoner Behörden ebenfalls unter Denkmalschutz gestellt.

    Beide Tribünen bleiben erhalten. Auch an Teilen ihres Innenlebens dürfen die Bauherren nicht Hand anlegen – so bleibt auch jener legendäre Umkleideraum erhalten, in dem sich Arsenal-Spieler seit der Eröffnung des Stadions 1913 ihre Trikots überzogen. Ihn sollen künftig jene Bewohner bevölkern, die das hauseigene Fitnesscenter in Anspruch nehmen.

    Die Nord- und Südtribünen werden hingegen abgerissen und durch neue Apartmenthäuser „in einem zeitgenössischen Stil, der mit den Ost- und Westtribünen harmoniert“, ersetzt – so verspricht es der Fußballklub.

    Als besonderes Prunkstück preist der Verein das zur Gartenanlage umgebaute Spielfeld. Es handle sich um den größten privaten Garten der Gegend, heißt es. Entworfen wird er vom renommierten Gartendesigner Christopher Bradley-Hole.

    Glasskulpturen und Wasseranlagen sollen die riesige Fläche strukturieren. Die Steinwege durch die Grünanlage sollen exakt so angeordnet sein wie die Begrenzungslinien auf dem früheren Fußballfeld.

    Für Fußballfans ist auch die Lage ideal: Das neue Stadion von Arsenal, das von einer Fluglinie gesponserte Emirates Stadium, liegt gleich ums Eck. Gegen Aufpreis ist das Saison-Abo auch im Immobilienpaket enthalten.

    An der neuen Arsenal-Heimstatt wird derzeit noch gebaut; sie soll noch im Laufe des Jahres eingeweiht werden. Dann beginnt auch der Umbau des alten Stadions. Beide Projekte sind teil eines umfangreichen Stadtbelebungsprogramms in Nordlondon, das aus dem Stadtviertel Islington ein Vorzeige-„Grätzl“ machen soll.

    Quelle: orf.at

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